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Bankenrettung, -systeme und Euro – die grossen Systeme

31. März 2013

Das Thema ist beim Wirtschaftsphilosophen mit dem Blogs „Gute und Schlechte Bankenpleiten“ und dem „Zahlenbeispiel“ aufgekommen. In den Kommentaren wurde die Themen um Euro, Transfersystem … erweitert. Wann immer man über eines der Themen spricht, kommen auch die Henne Ei Diskussionen und die anderen Themen zur Sprache. Sie sind eng mit einander verbunden und eines zu isolieren ist nicht leicht.

Allein schon sich einem grossen Thema zu stellen, ist Unterstützung wert. Allerdings verirrt er sich in technisch / handwerklichen Details. Das ist sein gutes Recht. Doch den meisten wird nicht recht klar sein, was so ein Wirtschaftssystem ist und wie es funktioniert. Die kürzeste Definition ist: „Frei definierbar“ – aber Vorsicht, es ergeben sich konkrete Auswirkungen und Konsequenzen.

Im Folgenden werden einige wichtige Kriterien dargestellt, die ein Wirtschaftssystem erfüllen soll. Es sind überraschend wenige. Zwar erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber es zeigte sich, dass sich fasst alles auf diese Basiskriterien zurückführen lässt. Damit ist der Grundstock für tragfähige Systemkonstruktion gegeben. Sie sind technische bzw. handwerkliche Konsequenzen der Sicht auf diese Basiskriterien. Sie sagen viel über die Person und dessen Gewichtungen aus, können mit Nachzockerei verwechselt werden und den gesamten Prozess aufhalten. Im privaten Rahmen wird er selten voll erlebt – da ist man selten so verbissen und verstockt.

Ein System konstruiert man dann, indem verschieden Szenarien und deren Auswirkungen simuliert werden. Am besten völlig wertfrei – wenn man das kann. Erst zum Schluss wird dann entschieden. Ein Nachmittag sollte reichen um die Interaktionsschemata zu verstehen und seine persöbliche Gewichtung der Basiskriterien nennen zu können.

Was nun folgt ist ein politischer Prozess, in dem sich die Gruppen auf eine vernünftige Lösung zusammenraufen. Wird in diesem Prozess Handel getrieben, dann kann man es auf sich beruhen lassen, denn zumindest einer der Beteiligten hat den Sinn und das Vorgehen eines „politischen Prozess“ nicht verstanden – warscheinlich hält er ihn sogar für einen Schauprozess vor Gericht.

 

Was hier freilich nicht gegeben werden kann sind fertige Lösungen, die die Welt retten. Die sich sicher mancher erhofft hat.  Wäre auch irgendwie eingebildet. Eigentlich wollte ich auch keine Beispiele geben, aber die fragenden Gesichter, die mich aus dem einen oder anderen Mail angesehen haben, verlangen nach einem ersten Anschub – zumindest, nach weiteren Regeln.

Es ist verboten seine Phantasie auszuschalten. Alles kann und darf durchgetestet werden. Wenn nach dem Wert des Geldes gefragt wird, dann kann man auch ein Szenarium aufstellen, das Geld nicht nach der Produktivität sondern nach dem Wert dessen, was für die Gemeinschaft geleistet wurde vergeben wird. Wer nun meint, dass das nicht machbar wäre weil die Bewertung doch sehr subjektiv wäre, der sollte mal testen, wie objektiv die Produktivitätsbewertungen heute sind. So gut wie das eine funktioniert auch das andere. Man kann es machen.  Es spricht nichts dagegen. Wer sich schwer mit Alternativen tut, der darf ruhig zu Thesauren, Duden und Definitionen greifen, und wird darin hoffentlich auch die Kehrseiten der Medaille finden, damit verknüpfte weitere Begriffe und diese durchspielen.

Es geht um sehr Grundsätzliches. In den Quellblogs wurden diese Entscheidungen als Gegeben hingenommen und man diskutiert Varianten, das Ergebnis wird nicht weit vom Aktuellen entfernt sein. Aber allein schon um die Varianten verstehen zu können ist es hilfreich, sich mit dem Grunsätzlichen und wie die Entscheidungen dort gefallen sind zu beschäftigen – ansonsten können die Entscheidungen nicht nachvollzogen werden und die Konsequenzen werden undeutlich und verwischen – man wird überrascht.

 

Will man Banken retten, so kommt man immer auch auf die Frage: Warum und wie ist sie denn in diese Lage geraten? Und dann auch gleich, ob es nun der Euro ist, dem mit seinen irritierend und verlockend niedrigen Zinsen, manche Banker und Staatsmänner nicht widerstehen konnten, die Schuld zu geben ist oder den handelnden Personen? Da das eine Rechtsfrage ist, lassen wir das bei der aktuellen Systemfrage einfach aussen vor.

Ob ein Staat -enverbund massiv ins Bankenwesen eingreift kann, darf oder gar soll, wird oft eine Frage der Systemsrelevanz genannt und damit ist die Grösse einer Bank gemeint. Gut, grosse Bank gleich viel Geld, das mag irgendwann relevant werden. Aber ist für ein System, wie das der Banken, das Vertrauen in andere Banken nicht viel wichtiger? Denn wenn das nicht mehr klappt, dann treten die Banken schnell in die Liquiditätsfallen und das ganze System kollabiert

So gesehen, ist das ganze Vertrauenssystem systemrelevant – keineswegs einzelne Banken, egal wie gross sie sind. Das ganze Thema ob ein Staat für eine marode Bank aufkommt oder nicht wurde erst durch den Neid privater Banken auf staatlich gestützte Banken, die theoretisch jedes Risiko gehen können, provoziert. Wenn es systemrelevante Banken gibt, dann ist eine ganze Menge schief gegangen.

Kommen wir zu den Zentralgeschäften der Banken: Sicherheit, Liquidität und Kredite.

Ob eine Bank einen Kredit vergibt hängt von der Frage ab, wie sicher das Geschäft ist. Sicherheit kommt ins Geschäft, wenn das Geld nach normalen Sachverstand wieder zurückkommen wird. Manchmal reicht das Objekt selbst. Meist aber werden andere Sicherheiten verlangt. Kredite verhindern, dass „echte“ Werte verkauft werden müssen, um Investitionen machen zu können. Kredite sind kein Risikogeld und sollten nicht zu leichtfertig ausgegeben werden. Die Immobilienblase der USA soll aufgrund solcher Kredite ausgelöst worden sein.

Dass es Kredite gibt, liegt an einer Eigenschaft des Geldes, die Umlauf genannt wird. Denn dieser beeinflusst die Geldmenge. Ein kleines Beispiel soll das verdeutlichen: Auf einen Markt wurde 100 Euro mitgebracht aber Wahren für 1 000 Euro verkauft. Wie kommt das wohl? Weil derselbe Euro mehrfach den Besitzer wechselte. Der Rubel muss eben rollen.

Auf der anderen Seite reduziert gehortetes Geld die Geldmenge. Das wird sehr spürbar, wenn z.B. eine Goldwährung verwendet wird: Es gibt 10 000 Einheiten einer Währung, das weiss man. Die Preise basieren auf dieser Geldmenge. Werden nur wenige Prozent dem Umlauf entzogen, dann kommt das Gefüge aus dem Gleichgewicht und obwohl alle relevanten Faktoren bekannt sind, wird der Markt stagnieren. Das liegt auch an den sich selbst verstärkenden Effekten des Marktes.

Wird Geld gebunkert, dann ist der Rest des Geldes „irgendwie“ mehr wert. Das fällt auf – und kann instrumentalisiert werden indem mehr Geld gebunkert wird. Nach einer gewissen Zeit kann der Bunkerer für einen lächerlichen Preis alles einkaufen was er nur kann, weil andere etwas verkaufen müssen, um zu überleben. Als Händler werden sie die steigenden Preise anfänglich gut finden, bis sie feststellen, dass trotz steigender Einnahmen kein Gewinn bleibt, weil die Ausgaben schneller steigen.

Es ist aber legitim, Geld, das man nicht braucht, auch nicht auszugeben – auch, wenn es einen Missbrauch des Geldes ist, das ein Tauschobjekt sein soll, kein Wert an sich. Wer etwas ändern möchte, der hat hier einen grossen Hebel. Wer nur verstehen will, der sollte sich damit eine Weile drum kümmern. Um ins Thema zu finden hier ein Arbeitsvorschlag: Was würde passieren, wenn es für Umlaufgeld und gebunkertes Geld je eine Währung gäbe? Kommentare, Ideen … sind willkommen.

Neben den Krediten sind auch andere Geschäfte wichtig. Mit Aktien sollen Firmen sich für Innovationen Geld am Markt besorgen können und für Investoren sollte ein Markt neben dem Kreditmarkt eröffnet werden. Auch Versicherung sind ein grosses Geschäft. Mit ihnen fand auch die höhere Mathematik ihren Platz in der Wirtschaftswelt.

Zur Finanzwelt gehört auch, dass man zeigt, wie gut man mit Geld umgehen kann. Das passiert in aller Regel durch Prestige. Das Werkzeug der Finanzwelt ist der Verkauf. Das Ziel ist die Gewinnmaximierung. Dem wird schnell alles untergeordnet – und wenn was schief geht, dann haben andere ihren Job schlecht gemacht. Nachmachen bietet die Aussicht, mit minimalem Aufwand einen sicheren und schnellen Gewinn zu erzielen. Dadurch entsteht wieder ein sich selbst verstärkender Effekt. Wenn die Menge versucht den Erfolg anderer nachzuahmen, geht das oft schief. Viele dieser „Tricks“ basieren auf dem Schneeballsystem, das meistens verboten ist. Ein Schneeballsystem setzt einen unendlichen Markt voraus. Manche wirtschaftliche Thesen auch.

Die Grundgedanken sind wohl skizziert. Wenn Geld nur Tauschmittel ist, hat man keine Probleme damit. Die Probleme beginnen, wenn Geld selbst einen Wert bekommt. Nun kann Geld gehortet werden. Um den Umlauf des Geldes zu garantieren, wurden Banken und Kredite erfunden, um Investitionen zu ermöglichen wurden dann von den Banken immer weitere Produkte erfunden – nicht alle sind sinnvoll.

Es fehlt noch der Zinseszinseffekt – hier nur soviel: Er wächst expotenziell. Dieses beeindruckende und klar als gefährlich erkennbares Wachstum wird gerne als zeitlich nicht erreichbar deklariert und dabei verschwiegen, dass es auf die Beträge, nicht auf den Verlauf ankommt, ob und wann dieses Wachstum ausufert. Der Zinseszinseffekt kann nur eintreten, wenn die Geldmenge mit steigt. Passiert das, dann wurde das Kreditsystem missbraucht, da Kredite nicht zurückgezahlt wurden. Das gelingt, wenn sowohl die Kredite als auch die Zinsen mit weiteren Krediten bezahlt werden. Auf diese Art und Weise entsteht viel Geld, aber die Produktmenge wächst nicht – Inflation wäre die natürliche Reaktion, dass diese nicht eintritt ist ein Indiz dafür, dass es sich bei Geldmarkt und Produktmarkt um zwei parallele Märkte handeln, die aber nicht unabhängig von einander sind.

Will man ein Finanz- und Wirtschaftssystem entwerfen, dann sind folgende Punkte wichtig:

  • hat Geld einen Wert?
  • Soll der Werterhalt per Geld erfolgen?
  • Darf kreditbasiertes Geld wieder in Kredite gesteckt werden?
  • Einige Finanzprodukte sind für den Produktionsmarkt relevant, andere nicht. Welche lässt man zu?
  • Sich selbst verstärkende Effekte sind zu kontrollieren.

Vorbeugen ist immer besser als Ausbessern. Dennoch können Risiken nicht verboten werden, aber man kann sie deutlich markieren. Die technische bzw. die handwerkliche Qualität der Produkte ist dann regelmässig zu Prüfen. Viele Regelungen sollten dynamisch realisiert werden, damit die Regelungen nicht bei jeder kleinen Veränderung angepasst werden müssen.

Also, wer hat Lust die ein Finanzsystem zu machen?

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